Wie alles begann …

Ich erinnere mich noch genau an diesen Moment als die Ärztin mit einem dicken Ordner und traurigen Augen das Zimmer betrat. „Frau Bouchard, ich habe keine guten Nachrichten für Sie. Es wurden bösartige Zellen im entnommenen Gewebe gefunden.“

Ja da guckste erstmal und ich weiß auch noch ganz genau was meine ersten Gedanken waren. „Noch 5 Monate bis zu den Mud Masters, schaffen wir das wohl?“ Natürlich weiß ich heute, dass das wohl am Schock lag und das mein Gehirn in dem Moment gar nicht in der Lage war die Information zu verarbeiten. Krebs? Den kriegen doch immer nur die Anderen. Für mich stand schnell fest, dass es jetzt darum ging anzugreifen, alles zu geben, damit ich schnellstmöglich diesen Alptraum hinter mir habe. Aber vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen…

Mein Name ist Kathrin und bei der obigen Diagnosestellung war ich grad 36 Jahre. Seit 15 Jahren wohne ich in Köln und ach was soll ich sagen, ich liebe meine Stadt.

20150123_180800Meine Kindheit habe ich in einem kleinen Dorf am Niederrhein verbracht und auch wenn ich sie als durchaus ganz glücklich bezeichnen würde, so hatte ich schon früh das Gefühl, dass ich in die weite Welt hinaus muss. Irgendetwas zog mich magisch an und so habe ich nach meiner Ausbildung in einer kleinen Anwaltskanzlei und einem kurzen Zwischenstopp bei der dortigen Rechtsabteilung der Sparkasse (ist klar, dass dieser Job eher so eine Art „Notlösung“ war, damit ich eine Ausbildung hatte… die Eltern halt… ) meine Sachen gepackt und bin nach Köln gezogen. Hier habe ich aber auch nicht wirklich das gefunden was ich so dringend gesucht habe und so kamen diverse Reisen und Auslandsaufenthalte hinzu. Neuseeland, Skandinavien und schließlich ein Jahr im wunderschönen Kanada. Um ehrlich zu sein, ich liebe dieses Land und tief im Herzen habe ich immer noch Heimweh nach den Wäldern und den Menschen des Yukon! Aber anstatt Nägel mit Köpfen zu machen, hat es mich dann doch zurück nach Köln gezogen und das war auch gut so. Hier habe ich 1 Jahr später meinen Lieblingsmenschen getroffen und wir haben es uns in einer kleinen Wohnung in Parknähe gemütlich gemacht. Ich habe Outdoorsport für mich entdeckt und mit ganz viel Spaß und Liebe habe ich mich innerhalb eines Jahres in eine ganz beachtliche Form gesportelt. Auf einmal bin ich samstags freiwillig um 7 Uhr aufgestanden und habe die Laufschuhe geschnürt und meine sog. “Kirsche auf der Sahnetorte“ sollte dann die Teilnahme an meinem ersten Hindernislauf sein.

Aber meistens kommt es halt eben anders als man denkt. Kurz vor Weihnachten habe ich das erste Mal diesen kleinen Knoten in meiner linken Brust gespürt und direkt hat ein kaltes Händchen nach meinem Herzen gegriffen. Am nächsten Tag war der Knoten dann weg und wie es so ist mit uns Menschen, verdrängen können wir alle! Ich bin da keine Ausnahme und so wurde es dann Januar bis besagter Knoten mir wieder auffiel. Der Mann bestätigte mir, dass da was ist und sorgte dafür, dass ich am nächsten Tag bei meiner Frauenärztin im Sprechzimmer saß. Ich selbst wollte schon wieder keinem zur Last fallen und wäre fast nicht hingegangen.

Wie gut, dass ich doch hingegangen bin. Auf dem Ultraschall zeichnete sich der Knoten klar ab, er wirkte zunächst als gutartig aber ein sehr großer Lymphknoten schien meiner Ärztin Sorge zu bereiten. 5 Minuten später saß ich bei den Arzthelferinnen im Zimmer und wartete während diese mit dem Brustzentrum bez. eines Termins telefonierten. 2 Wochen später sollte dieser stattfinden aber vorher möge ich doch bitte noch eine Mammographie machen lassen. Mit einem Lächeln das irgendwie nicht ganz so fröhlich wirkte, wurde ich verabschiedet.

Den Termin für eine Mammographie habe ich recht schnell bekommen und eigentlich dachte ich, dass die nun aber dann alle bösartigen Vermutungen aus dem Raum schaffen würde. Leider war dem nicht so, allerdings muss ich sagen, wurde mir die „Ernsthaftigkeit“ durch die zuständige Ärztin auch nicht bewusst gemacht. Im Gegenteil sie ist meinen Fragen ausgewichen und hat mich an das zuständige Brustzentrum verwiesen. Dort stand der Termin aber erst in knapp 2 Wochen an und so gab ich mich wieder der herrlichen Verdrängung hin.

Bis zu diesem einen Tag. Meine Freundin hat mich begleitet, eigentlich wollte ich das nicht (Es wird schon alles gut sein.) aber sie ließ sie nicht abbringen und um ehrlich zu sein, ich bin ihr unendlich dankbar. So hat wenigstens sie zugehört als es um meine nächsten Untersuchungen ging. Bei mir im Kopf spielte sich nur mein persönliches Mud Masters Drama an und die ganze Tragweite blieb mir an diesem Tag verborgen.

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